Seit fast 4 Monaten sind wir nun in unserem neuen Zuhause. Eine Fläche von etwa 1500 qm muss noch gestaltet werden. Das ist ein Teil meines neuen Trainingsgeländes. Auch die Gäste unserer Ferienwohnung nutzen es – und die Hunde sind hellauf begeistert. Warum ist das so?

Das Gelände besteht aus einer großen Terrasse, Schotter, 2 weitere Terrassen belegt mit schwarzen Antirutschmatten – eine davon überdacht, einem Obstbaumgarten, dessen Flächen unter den Bäumen nicht gemäht ist, weiteren Bäumen, einem Sandhügel, einer Wassermuschel, einem Wall, weitere Wildnis rund um Steinansammlungen herum, bewuchsfreie Sand-Lehm-Flächen mit rausschauenden Wurzeln und gemähte Wiese.

Junghasen kommen zu Besuch auf das Gelände, Fasane und Rebhühner ebenfalls. Es darf gebuddelt werden – Mäuse gibt es genug. Die Hunde dürfen überall markieren, dementsprechend riecht es auch in dieser Hinsicht interessant ohne eklig zu werden. Denn es sind für die insgesamt 3000 qm verhältnismäßig wenig Hunde.

Das Gelände bietet nahezu alles, was so ein Hundeherz begehrt. Je nach Wetterlage Sonne oder Schatten, diverse Untergründe, die Option sich abzukühlen (wobei hier ein See, Bachlauf etc. das Optimum wäre). Das eine oder andere Gerät wie Tunnel, Baumstämme, eine Leiter zum Klettern, Hürden usw. um Spaß zu haben und sich zu bewegen. Aber vor allem die Nase bekommt viel geboten – und es wird wenig VERboten. Ob an Wurzeln reißen und knabbern, irgendwas zum Wälzen finden, rennen, buddeln, Gras fressen, einfach durch die Gegend streunen …

Bestandsaufnahme

Wie sieht es mit dem klassischen Garten oder Hundeplatz aus? Viel Wiese. Buddeln und markieren tabu! Bei ersterem gibt es ggf. Blumenbeete, die ebenfalls tabu sind. Wo kann dein Hund „Hund“ sein und seine Bedürfnisse (schnüffeln, buddeln, rennen, chillen, territoriales Verhalten, usw.) ausleben?

Erfahrungswerte

Ich habe in meiner Laufbahn als Hundetrainerin und Seminarreferentin wohl auf nahezu allen erdenklichen Untergründen und Location schon trainiert. Ein Fazit kann ich vorab bereits ziehen: Es gibt nicht für Alles die perfekte Lösung. Mal ganz abgesehen von den örtlichen Möglichkeiten, hat jeder Untergrund seine Vor- und Nachteile. Außerdem kommt es enorm auf den Nutzungszweck an.

Schauen wir uns die verschiedenen Untergründe mal an:

Wiese

Der Klassiker als Trainingsgelände und im Garten. Sie Bedarf einer gewissen regelmäßigen Pflege (schneiden). Im geschnittenen Zustand ist die optimal für Hundesport, zum Spielen und für Grundgehorsamsübungen geeignet – zumindest so lange der Boden nicht besonders feucht ist und dadurch matschig wird. Disteln, Brennnesseln und Co. können sich hier ggf. unbemerkt ausbreiten, sind schwer wieder zu entfernen und können deren Nutzung einschränken. Für Nasenarbeit und Dummytraining ist sie im geschnittenen Zustand nur bedingt zu gebrauchen. Allerdings bietet sie Gestaltungsraum durch das Wachsen lassen in bestimmten Abschnitten.

Rindenmulch

Dieser Belag lässt sich für allerlei Hundesportarten, zum Spielen, für Gundgehorsam als auch im Garten nutzen. Ist er erst einmal ordentlich verteilt, benötigt er wohl mit am wenigsten Pflege. Unkräuter lassen sich einfach entfernen. Er scheint magische Anziehungskraft zu haben hier das „große Geschäft“ zu verrichten. Manche Hunde mögen es nicht, wenn das Holz in ihrem Fell hängen bleibt. Wenige mögen es nicht darauf zu laufen. Das Holz lädt zum Knabbern ein. Man kann darin auch Buddeln – und danach ist das Loch sekundenschnell wieder verschlossen. Für Nasenarbeit und Dummytraining ist der Belag ähnlich ungeeignet wie die die kurzgeschnittene Wiese. Wenn es nass ist, bilden sich ggf. kurzzeitig Pfützen, aber es wird nicht matschig. Der Mulch verrottet und muss nach 7- 10 Jahren erneuert werden.

Sand-Fleece-Gemisch (z.B. für Reitplätze)

Dieser unnatürliche Untergrund wird von den Hunden gut angenommen. Er eignet sich sowohl für Hundesport, zum Spielen als auch für Grundgehorsam. Der Sandanteil sorgt bei den Hunden für gute Laune. Wenn das Wasser gut abfließen kann, dann trocknet der Boden extrem schnell ab. Wie in einer Reithalle muss auch dieser Boden ab und an mal durchgeharkt werden, damit er gleich verteilt bleibt dun Unkräuter keine Chance haben. Ein großer Nachteil ist, dass die Fleece-Teile im Laufe der Jahre sich immer weiter auch auf Bereiche verteilen, wo man sich nicht haben möchte. Der künstliche Boden könnte sich nachteilig auf das Grundwasser und seine Umgebung auswirken. Außerdem bietet er jenseits des Hundetrainings der Tierwelt noch weniger nutzen als der Rindenmulch oder eine kurz geschnittene Wiese. Wurfspielzeuge werden sandig, Leckerchensuchen ist ungünstig auf diesem Untergrund. Auch dieser Untegrund ist für Nasenarbeit und Dummytraining nur bedingt nutzbar.

Antirutschmatten, Kunstrasen & Co.

Mal von dem Eigengeruch abgesehen, eignen sich diese Materialien vor allem für Indoor-Training. Aber auch Terrassen können so besser für Hundetraining genutzt werden. Gerade Hunde, die mit Untergründen empfindlich sind, fühlen sich hier meist wohl. Von Fegen oder Staubsaugen bis hin zu Wischen (zumindest Indoor) zählen diese Untergründe auch eher zu den pflegeintensiven und zeitaufwändigen Varianten.

Asphalt & Co.

Während diese Untergründe für Hundesport und Spiel natürlich nicht geeignet sind, sollten sie jedoch nicht ganz aus dem Hundetraining verbannt werden. Mal davon abgesehen, dass sie sich für kurze Wartepause gut eignen (natürlich nicht in der prallen Sonne), da sie weder zum Buddeln einladen noch matschig, pieksig etc. sind, leisten sie auch für bestimmte Übungen, wo der Hund etwas am Boden gut sehen oder dessen Aufprall hören soll, gute Dienste. Gerade die Sonnenanbeter freuen sich auch über einen Untergrund, der schnell trocknet und Wärme annimmt.

Fazit

Tja, was mache ich nun mit den 1500 qm, die aktuell aus Lehm, Sand, Piekzigem (Disteln, Brennnesseln & Co), Wiese und (Un-)Kräutern besteht? Das Piekzige muss etwas eingedämmt werden – das steht fest. Das WIE ist hierbei noch die Frage. Denn ich habe bereits mehrere 100 qm Fläche davon befreit. Das frisst nicht nur viiiiiiel Zeit, sondern auch mein Rücken schimpft irgendwann.

Vielleicht erstmal mit Rindenmulch teile der Fläche abdecken? Wiese säen? Ich weiß es noch nicht. Es ist wohl auch eher mein optischer Anspruch an das Gelände. Denn die Hunde und die anderen tierischen Bewohner sind happy damit, wie es gerade ist. Und auch die Zweibeiner sind entspannt. Denn hier ist es egal, ob der Hund nach dem Pinkeln scharrt, in einer Pause buddeln geht oder alles durchstöbert. Es plagt nicht das schlechte Gewissen, dass der Hund etwas sorgsam Gepflegtes beschädigen könnte – einfach weil er sich benimmt, wie er nun mal ist.

Nasenarbeit, Dummytraining, Gehorsamsübungen, Spiel, Hundesport, Erholung. Für alle Bedürfnisse eignet sich ein Teil der Flächen. Es erfüllt also auch definitiv seinen Zweck. Wie sieht es mit deinem Garten oder Hundetrainingsgelände aus? Ist es einfach nur ein funktionaler Ort – oder entspricht er möglichst vielen Bedürfnissen des Hundes? Durch die Aktion “Schnüffelgärten” kannst du übrigens deinen Garten mit wenig Aufwand attraktiver machen und tust auch noch für andere etwas Gutes :-)