Es gibt tatsächlich viele verschiedene Gründe, warum ein Hund Autos jagt. Ich möchte das Thema etwas genauer erläutern mit meinem Hund Cookie als Beispiel.

Wie man in dem obigen Video sehen kann, interessiert sich Cookie für in der Ferne fahrende Autos. 

Das ist das Ergebnis von mehreren zusammenkommenden Faktoren:

  • Die Felder sind abgemäht und er kann sie nun nach längerer Zeit wieder sehen.
  • Unser Jungspund hat in die Richtung Vögel gejagt, gleichzeitig kam ein Auto. Cookie hat die Erregung beim Zuschauen mit der Richtung, dem Feld, usw. verknüpft.
  • Es ist oft diesig und die Scheinwerfer ziehen den Blick auf sich.
  • Die Straße wird selten befahren – die Autos auf der in der Nähe befindlichen Hauptstraße interessieren ihn nicht.
  • Seine Augen werden altersbedingt immer trüber – er sieht vermutlich nicht mehr gut.

Tatsächlich ist dieses Verhalten als echtes Jagdverhalten einzustufen, da er die Autos VERWECHSELT und sein Interesse sofort weg ist, sobald er den Bewegungsreiz als Auto identifiziert. Belasten tut uns das nicht, weil er dementsprechend wie bei echtem Wild auch, den Bewegungsreiz anzeigt und im Zweifel mit dem Trillerpfiff stoppbar wäre, falls er doch losrennen würde.

Allgemein kann man sagen: Wenn der Hund die Jagd abbricht, sobald er seinen Fehler bemerkt, ist die Gefahr normalerweise gebannt. Aber natürlich könnte er bis zu diesem Moment bereits sich oder andere anderweitig in Gefahr bringen auf dem Weg dahin oder zufälligerweise auf echtes Wild treffen und darauf dann den Fokus richten. Auch die Verwechselung von z.B. Segelbooten in großer Distanz auf offenen Gewässern kann dazu führen, dass der Hund sehr weit rausschwimmt, bis er seinen Fehler bemerkt und dann ggf. Probleme hat wieder zurück zu schwimmen.

Es gibt auch andere Gründe, warum ein Hund Autos jagen will. Angefangen bei fehlgeleitetem Hüteverhalten, über Geräuschängste, die zu Angriff führen, Übersprungsverhalten, neophobe Tendenzen („Du gehörst hier nicht hin“), territoriales Verhalten und Vieles mehr, können Ursache für dieses Verhalten sein. In dem Fall spricht man von Pseudojagdverhalten. Es steckt eine andere Intention dahinter als Beute zu machen. Oft geht Stress, Überforderung und ein insgesamt zu hohes Erregungslevel damit einher, was dann dazu führt, dass der Hund mit der Jagd oder noch besser ausgedrückt dem Angriff kompensieren möchte. In diesen Fällen kann es vorkommen, dass der Hund versucht das Auto auszubremsen, sich also davor stellen will und sich damit erheblich in Gefahr bringt. Manche versuchen auch in die Reifen zu beißen. Manche sind bereits zufrieden, dass Auto scheinbar erfolgreich vertrieben zu haben und drehen dann ab. In diesen Fällen hilft KEIN „normales“ Antijagdtraining, sondern das Problem muss ganzheitlicher betrachtet werden. Was ist die Ursache für das Problem? Verschwindet das Problem von alleine, wenn der Hund nicht mehr im Dauerstress ist? Ist es nötig an Geräuschängsten zu arbeiten? Ist ein Training  an Aggressionsauslösern sinnvoll? usw.

Hier kann entweder ein versierte/r Hundetrainer/in helfen – ich empfehle dir unsere AbsolventInnen des Zusatzmodul Jagdverhalten – oder auch meinen Onlinekurs „Hilfe, mein Hund jagt „Radfahrer/Autos/Reiter“. 

Interessiert dich das Thema Pseudojagdverhalten? Dann höre dir dazu eine Podcastfolge an!