Manchmal habe ich Hunde im Training – vor allem Hündinnen und Hüte-/Schäferhunde – , die beim Spaziergang keinerlei Hobbys haben – außer dem Jagen. Sie sind die ganze Zeit damit beschäftigt die Umgebung nach Wild abzuscannen oder mit der Nase danach zu suchen. Das sorgt für unentspannte Spaziergänge, da diese Hunde in Daueranspannung sind, sich viel und schnell bewegen und oft den Weg verlassen.
Häufig entstehen dann noch Verhaltensketten, dass der Hund in den Wald schießt, dann vom Hundebesitzer gerufen wird und für das Kommen belohnt wird. Vorausgesetzt der Rückruf ist über Belohnung aufgebaut, wirkt dieser auch belohnend in dem Moment, wo ich ihn rufe – selbst wenn ich ihn in diesen Situationen nicht belohne. Wenn ich ihn vor allem nutze, wenn sich mein Hund weit oder schnell von mir entfernt, den Weg verlässt oder gezielt zu Ablenkungen hinrennt, dann gibt es viele Hunde, die diese Verhaltensweisen immer mehr und teilweise sehr bewusst zeigen, um sich auf diese Art und Weise zu beschäftigen und Belohnungen zu verschaffen.
Auch Hunde, die sehr viel beim Spaziergang durch ihren Menschen beschäftigt werden und dann Frust empfinden, wenn die Beschäftigung ausbleibt, neigen dazu dann nicht adäquate eigene Beschäftigung zu suchen. Und so dreht sich dann die negative Spirale weiter. Denn dann werden sie wieder vom Hundeführer gerufen usw..
Es gibt für dieses Dilemma 4 Lösungsansätze:
- selbstbelohnende Hobbies fördern, in die ich als Mensch nicht involviert bin
- ungewollte Verhaltensketten unterbrechen durch unbeliebte oder niemals belohnte Signale
- erwünschtes Verhalten beim Spaziergang belohnen
- auf Ruhe achten, wenn der Hund überdreht ist
Heute geht es um Punkt 1: Was macht eigentlich so ein Hund beim Spaziergang?
Die Interessen können auch von der Rasse und dem Geschlecht abhängen. Neben dem Jagen bietet es sich an Hundepipi zu erschnüffeln, markieren, nach Mäusen suchen, Stöcke und Tannenzapfen durch die Gegend tragen, einfach daher trotten, in Pfützen oder Gewässern baden, Stöcke aus dem Wasser fischen, über Baumstämme balancieren, klettern usw..
Nun gilt es zu überlegen, was den eigenen Hund interessieren könnte und was dein Spaziergehgebiet zu bieten hat. Falls es z.B. keine Tannenzapfen gibt, könntest du deinem Hund alternativ etwas zum Tragen (nicht wegwerfen oder kicken oder den Hund damit anderweitig animieren) anbieten, was du für ihn mitgenommen hast. An dieser Stelle gilt es auch zu überdenken, ob du deinem Hund ggf. Hobbys verboten hast, die dir aber genauer betrachtet dann doch lieber sind als die Jagerei.
Nun gilt es den Hund für sein neues Hobby zu begeistern. Wenn du ihn z.B. mehr zum Schnüffeln nach Hundepipi animieren möchtest, dann wähle ein sehr langsames Tempo, gehe ganz nah an den potentiellen Schnüffelstellen vorbei und interessiere dich dafür durch Hinschauen, ggf. sogar Hinunterbeugen. Hunde haben Spiegelneuronen und gebrauchen die im Bezug auf ihren Menschen normalerweise auch. Dein Hund wird sich also für die Stellen interessieren, die du im Fokus hast. Genauso kannst du es mit Mäuselöchern handhaben. Wenn du möchtest, dass er öfter Tannenzapfen trägt, dann mache sie zu Beginn durch Such- oder Wurfspiele interessant und überlasse am Ende der Spieleinheit deinem Hund den Zapfen. Falls er ein Signalwort hat zum Bringen, dann kannst du ihn damit ggf. auch immer wieder auffordern so einen Zapfen mitzunehmen. Lobe ihn verbal, wenn er unterwegs von allein auf die Idee kommt Tannenzapfen zu sammeln.
Beim Menschen spricht man davon, dass er absolutes Minimum 16 Mal etwas tun muss, um daraus eine Gewohnheit zu entwickeln – manchmal aber auch über 1000 Mal. Insofern gib nicht allzu schnell auf, wenn du diese Tipps ausprobierst. Immerhin hat dein Hund ja bereits ein Hobby, was er toll findet – das Jagen. Da muss dann erstmal Platz geschaffen werden für andere Interessen und auch ein Bisschen Überzeugung geleistet werden ;-)
Viel Erfolg und Spaß beim Ausprobieren!
Deine Pia Gröning
… und wenn dich allgemein das Thema Beschäftigung für jagende Hunde interessiert, dann komm zu diesem Online-Vortrag!
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